Die Bedeutung des selbstbewussten Sprechens für Gründerinnen und Unternehmerinnen

Mein Weg führte mich nach Apolda, zum Frauennetzwerk Mittelthüringen. Ich wurde als Dozentin eingeladen, um Gründerinnen und Unternehmerinnen einen Input zum Thema „Selbstbewusst sprechen“ zu bieten.

Denn klar, wer gründet oder ein Unternehmen führt, kommt wohl kaum daran vorbei, über die eigene Idee, vor und mit anderen zu sprechen.

Egal, ob beim Pitchen, auf Netzwerkveranstaltungen oder bei der konkreten Dienstleistung oder Auftragsabwicklung – ohne Kommunikation geht quasi nichts. Und dann ist selbstbewusst Sprechen zu können von unschätzbarem Wert. Es vermittelt die eigene Kompetenz und Überzeugungskraft, schafft Aufmerksamkeit und Vertrauen beim Gesprächsgegenüber.

 

Das Impostor-Phänomen verstehen und die eigene Kompetenz erkennen

Ein häufiges Hindernis auf dem Weg zum selbstbewussten Sprechen ist das Impostor-Phänomen. Das Impostor Phänomen ist ein psychologisches Muster, bei dem objektiv erfolgreiche und kompetente Menschen ihre eigenen Erfolge eher auf Glück, Zufall oder übermäßige Anstrengung zurückführen. Und, das Impostor Phänomen ist dann besonders wahrscheinlich, wenn die eigene Gruppe unterrepräsentiert ist – wie beispielsweise bei Frauen als Gründerinnen und Unternehmerinnen.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass Frauen, die z.B. in langen Jahren der Anstellung taff und selbstbewusst präsentiert haben, beim eigenen Business plötzlich unsicherer werden.

Unsicherheit beim Sprechen – sichtbar und unsichtbar

Unsicherheit beim Sprechen kann sich auf verschiedene Weisen äußern, für andere sichtbar und unsichtbar.

Wie sich Unsicherheit sichtbar auswirkt

  • Körperliche Symptome: Zittern, Schwitzen, trockener Mund, Stressflecken
  • Körperhaltung: Eingesunkene Schultern, gekrümmter Rücken, Vermeidung von Augenkontakt.
  • Sprachliche Unsicherheiten: Stottern, übermäßiger Gebrauch von Füllwörtern wie „ähm“ oder „äh“ oder auch unklare oder unscharfe Formulierungen, die die Botschaft verwässern.
  • Leises Sprechen: Unzureichende Lautstärke, sodass die Zuhörer Schwierigkeiten haben, den Sprecher zu verstehen.
  • Unruhige Bewegungen: Nervöses Hin- und Hergehen, häufiges Wechseln der Position.
  • Vermeidung: Vermeidung von Sprechsituationen oder direkter Ansprache.
  • Übermäßige Eile: Sehr schnelles Sprechen, um die Situation schnell zu beenden.
  • Mangelnde Struktur: Unstrukturiertes Sprechen ohne klaren roten Faden.

Wie sich Unsicherheit unsichtbar auswirkt

  • Selbstzweifel: Zweifel an der eigenen Kompetenz und dem eigenen Wissen.
  • Angst vor Bewertung: Übermäßige Sorgen darüber, wie andere auf das Gesagte reagieren könnten.
  • Negative Selbstgespräche: Gedanken wie „Die anderen werden mich nicht ernst nehmen“. oder „Ich werde einen Fehler machen“.
  • Perfektionismus: Der Gedanke, dass jede Aussage perfekt sein muss, was zu übermäßiger Selbstkritik führt.
  • Verlegenheit: Scham oder Verlegenheit, die zu sichtbaren körperlichen Reaktionen wie Erröten führt.
  • Stress: Hoher emotionaler Stress, der das Wohlbefinden beeinträchtigt.
  • Frustration: Frustration über das eigene Unvermögen, klar und selbstbewusst zu kommunizieren.

Die Auswirkungen von Unsicherheit zeigen sich auf Ebenen der Gedanken, Emotionen und des Verhaltens. Diese beeinflussen sich häufig auch gegenseitig in einem dynamischen Kreislauf.

Nicht nur einmal habe ich schon von Klient:innen oder Workshop-Teilnehmer:innen Sätze gehört wie: „Beim Sprechen bin ich in so einer Situation eh schon unsicher, wenn ich dann merke wie ich Stressflecken bekomme, denke ich direkt: Die werden mich nie als Unternehmerin ernstnehmen, dann möchte ich so schnell wie möglich raus aus der Situation und überhole mich fast beim Sprechen.“

Äußere Souveränität entsteht durch Souveränität im Innen

Die gute Nachricht: Selbstbewusst sprechen lässt sich lernen. Was es braucht, um nach außen souverän aufzutreten, ist: sich im Innen souverän zu fühlen. Okay Anna, könntet ihr jetzt sagen, wenn‘ so leicht getan (gefühlt) wie gesagt wäre – aber wie oder woher bekommt man innere Souveränität? In der Drogerie um die Ecke gibt’s es die ja nun nicht. Stimmt, braucht es auch nicht.

Selbstbewusstes Sprechen ist kein Entweder-oder Zustand, sondern ein Kontinuum, auf dem wir uns manchmal mehr, manchmal weniger selbstsicher fühlen. Diese Fähigkeit hängt von vielen internen und externen Faktoren ab, wie etwa unserer tagesaktuellen Stimmung, dem Thema des Gesprächs oder der Reaktion des Publikums. Doch im Kern startet es mit unserer eigenen Kompetenzwahrnehmung und unserem Umgang mit Fehlern und Erfolg.
Die gute Nachricht ist, dass wir unsere innere Souveränität trainieren und stärken können.

Was es für den Start zu mehr innerer Souveränität braucht:

  • wissen, dass es das Impostor Phänomen gibt
  • die 5 verzerrten Kompetenztypen kennen und die eigene Kompetenzwahrnehmung reflektierten und neu definieren
  • Sofort-Strategien zum direkt Testen – für davor, während und nach der Situation, die (selbstbewusstes) Sprechen verlangt

All das haben die Gründerinnen und Unternehmerinnen aus dem Frauennetzwerk Mittelthüringen jetzt im Gepäck. Und ich bin happy über das tolle Feedback ♡

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